INHALT

Mit Energie, Charme und Kohle – oder die Kunst des Jonglierens von Stadtinteressen
Eine Gemeinde krempelt die öffentliche Verwaltung um, ohne dass es zu einer Welle von Klagen und Beschwerden kommt. Kirche und Stadt überwinden gemeinsam baurechtliche Hürden und können ein paar Jahre später die Errichtung vieler Wohnungen und ein „Housing First“-Projekt feiern. Sind das glückliche Fügungen, oder steckt mehr dahinter?
Und wenn dabei Verhandlungsgenie und taktisches Gespür eine Rolle spielen (Stichwort: people business): Wie können wir Intuition und vermeintlichen Zufällen auf die Sprünge helfen?
Gemeinsam mit 40 Stadtentscheider:innen und ausgewiesenen Expert:innen haben wir bei unserem CEO-Triple-Treffen im November 2025 genau diese Facetten von „Strategischer Kommunikation und Interessenmanagement“ unter die Lupe genommen. Da gab es so manche Aha-Momente und hinterher waren alle schlauer. Ein Blick hinter die Kulissen unseres Triple-CEO-Zirkels.
Kurzfassung:
Stadtmanufaktur-Expertin Isabell Köster berichtet vom Triple-CEO-Zirkel 2025 in Hamburg und reflektiert die Diskussionen zu Transparenz und Taktgefühl in der Stadttransformation. Zwei Tage voller intensiver Gespräche und Impulse dazu, wie Stadtmacher:innen strategische Kommunikation, Netzwerke und Allianzen nutzen können, um Veränderung zu bewirken.
Die Veranstaltung ist der dritte Triple-CEO-Zirkel der Stadtmanufaktur. Alle Zirkel-Teilnehmenden werden persönlich von uns eingeladen – als Entscheider:in im Stadtmarketing, in der Wirtschaftsförderung oder in einer Tourismusorganisation.
Zukunftsfragen im Zirkelformat
Ein Sonntagabend im November. Im Hamburger Restaurant Der erdbeerfressende Drache stehen rund 40 Stadtentscheider:innen aus Deutschland und Österreich zusammen. Gläser klirren, Häppchen wandern über Teller, die Stimmung ist gelöst, vertrautes Wiedersehen, neue Gesichter mischen sich unter. Dieses Get-together ist erst der Auftakt für unseren mehrtägigen Triple-CEO-Zirkel. Doch bereits heute wird in lockerer Runde und in einem moderierten Dialog diskutiert, worum es die kommenden Tage geht: um Transparenz und Diplomatie, um Vertrauen und Stadtzukunft.
Denn unsere Gesellschaft befindet sich in einer Phase hoher Sensibilität: Politische Forderungen nach Transparenz treffen auf eine Realität zunehmender Komplexität, Konflikte und Entscheidungsdruck. Kommunen stehen im Spannungsfeld zwischen Offenheit, Erwartungsmanagement und diplomatischem Handeln. Genau hier setzt unser diesjähriger Themenschwerpunkt an: „Den Balanceakt meistern: Wie wir Diplomatie und Transparenz für Wachstum und Attraktivität unserer Städte einsetzen.“
„Die immer mitschwingende Frage bei unserem Triple-CEO-Zirkel 2025: Wie gelingt Stadttransformation zwischen maximaler Offenheit und Bürgerbeteiligung auf der einen und notwendiger Diskretion und Fingerspitzengefühl auf der anderen Seite?“
Moderierter Dialog am Auftakt-Abend
Mit diesem dichten Auftakt startet der dritte Triple-CEO-Zirkel der Stadtmanufaktur – ein Format, zu dem ausschließlich Mitglieder der drei Stadtmanufaktur Zirkel eingeladen werden. Das Programm startet bereits am Auftakt-Abend im Restaurant: Der Jurist und ehemalige Staatsrat Dr. Nicolas Hill (Beratung, Beust & Hill) gibt in einem moderierten Dialog mit Stadtmanufaktur-Geschäftsführer Thorsten Kausch spannende Einblicke in die strategische Kommunikation:
Um Rückenwind für Themen und Projekte zu erzeugen, erläutert er, bedürfe es eines bewussten Interessenmanagements. Transparenz schaffe Vertrauen und Vertrauen wiederum Handlungsspielräume. Da müsse dann nicht mehr jeder Zwischenschritt öffentlich verhandelt werden. Hill unterstreicht im Gespräch außerdem, wie unersetzlich klare Governance-Strukturen und das richtige Kommunikations-Timing sind – gerade bei sensiblen Themen im politischen Raum: „Das richtige Momentum entsteht, wenn Rollen, Daten und Steuerung geklärt sind.“ Beim anschließenden Abendessen wird bereits lebhaft diskutiert.

Thorsten Kausch im Gespräch mit Dr. Nicolas Hill, Experte für strategische Kommunikation und Interessenmanagement
Tagung an Tag 1: Impulse, Impulse, Impulse
Start der Tagung: Eröffnungsrede von Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks
Wo geht’s denn hier lang? Über einen schmalen Seiteneingang des Dialog Haus Hamburg (vor allem bekannt durch „Dialog im Dunkeln“) geht es am Montagmorgen über zahlreiche Stufen und ein schmales Treppenhaus in den zweiten Stock. Hinter dicken roten Backsteinmauern verbirgt sich ein weitläufiges Foyer mit hellem Holzfußboden, das zu den Tagungsräumen führt.
Kurz vor 9.00 Uhr trifft Anjes Tjarks ein, Senator für Verkehr und Mobilitätswende der Freien und Hansestadt Hamburg, und ist kein bisschen außer Atem. Seit Amtsantritt des leidenschaftlichen Radfahrers hat Hamburg erhebliche Fortschritte in Richtung „Fahrradstadt“ gemacht: Ausbau des Radverkehrsnetzes und Förderung nachhaltiger Mobilitätsangebote inklusive.

Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks über die Kommunikation von Infrastrukturprojekten am Beispiel des Jungfernstiegs
Zu unserer Tagung trägt er die Eröffnungsrede bei und erläutert anhand des Groß-Umbauprojekts „Jungfernstieg“ anschaulich, wie Stadtumbau und Mobilitätswende politisch, inhaltlich und kommunikativ gelingen können – und wie riskant symbolträchtige Projekte sind, wenn man sie nicht gut vorbereitet und absichert.
Naja, Schulterzucken, offene Handgeste und verschmitztes Lächeln, natürlich komme es auch darauf an, starke und überzeugende Narrative zu entwickeln: „Zukunftstaxi“ sei eindeutig sexyer als „Verbrennerverbot“. Es gelte immer, den Mehrwert für die Stadtgesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen, nicht die Einschränkung.
„Baustellen vergehen, aber der Fortschritt bleibt.“

Kein Vortrag ohne Diskussion: Hier bringt sich Marie-Louise Schnurpfeil, Geschäftsführerin des Tourismusverband Linz, ins Gespräch ein
Impulsvortrag von Benjamin Adrion: Erfolgreich Allianzen schmieden – über Netzwerke und Umfeldmanagement
Etwas bewirken. Etwas, das bleibt und Stadt schöner, zugänglicher, inklusiver, besser, lebenswerter macht. Und das mit Freude, Beharrlichkeit und vielen Verbündeten oder gar Freunden. Das zeichnet auch unseren nächsten Speaker aus:
Der brillante Netzwerker und ehemalige Fußballspieler Benjamin Adrion (Gründer Viva con Agua) begeistert mit seinem Vortrag über „Netzwerke und Umfeldmanagement“ und verblüfft mit Ideen, wie aus „Non“ „All-Profit“ und aus „weak ties“ „high involvement“ werden können – und wie positive Energie aus Ehrenamt und Community ein ganzes Ökosystem tragen können, ganz ohne klassische Marketingbudgets.

„Kultur frisst Strategie zum Frühstück. Das Hamburger Hotel Villa Viva („Ein Haus, das Brunnen baut“) entstand in den Corona-Jahren und war eine riesige Herausforderung“, berichtet Benjamin Adrion in seinem Impulsvortrag
Aus diesem Impulsvortrag entspann sich ein lebhaftes Gespräch von Adrion mit den Tagungsgästen: Buch- und Insidertipps sowie Erfahrungen werden geteilt. Was für ein Glück, dass wir für unsere Diskussionsrunden immer genügend Zeit einplanen. Denn gerade in der Verknüpfung des Tagungsthemas mit den Herausforderungen in den eigenen Städten entsteht oft der größte Mehrwert für unsere CEO-Zirkel-Mitglieder.

Rege Diskussion zwischen den Vorträgen: Isabell Köster (2. v. r.) im Gespräch mit Benjamin Adrion
Impulsvortrag von Sebastian Sukstorf: Einflüsse von Persönlichkeiten auf Governancestrukturen
Mit Benjamin Adrion wurde deutlich, wie Netzwerke Brücken bauen können. Doch eine Brücke allein garantiert noch keinen Fortschritt. Persönlichkeiten entscheiden, ob sie stehenbleiben, sich vorsichtig vortasten, gar umkehren – oder sie kraftvoll betreten.
Deshalb ist es spannend, wenn HR-Experte Sebastian Sukstorf beleuchtet, wie die explizite Auseinandersetzung mit den Werten und inneren Antreibern unserer heterogenen Stakeholder eigene Verhandlungserfolge nachhaltig steigern kann. Und schnell wird klar: Es ist deutlich komplexer als das DISG-Modell oder andere, vermeintlich einfache Typologisierungs-Modelle uns glauben machen wollen …
„Persönlichkeit zeigt, wie Menschen handeln – aber Motive erklären, warum sie es tun.“

Praxisnah und erleuchtend: Impulsvortrag von HR-Experte Sebastian Sukstorf
Manufakturen am Nachmittag: Deep Dives mit Werkstattcharakter
Am Nachmittag, nach einem Spaziergang durch die Speicherstadt und einem guten Mittagsimbiss in der Oberhafenkantine, teilt sich die große Runde, und das Stimmengewirr im Foyer legt sich, als sich die Teilnehmenden in ihre Manufakturen zurückziehen – jene Deep Dives, die unseren Stadtmanufaktur Zirkeln ihren ganz eigenen Werkstattcharakter verleihen.
Der Name ist Programm: In den Manufakturen wird nicht theoretisiert, sondern gearbeitet. Erkenntnisse und Fragen des Vormittags werden wie lose Fäden aufgenommen und weitergesponnen, auf Flipcharts oder Karteikarten festgehalten und dokumentiert. In kleinen Kreisen beugen sich Wirtschaftsförder:innen und Stadtmarketingprofis zusammen, vergleichen Erfahrungen, prüfen Annahmen, erzählen von Widerständen und kleinen Triumphen aus ihren eigenen Kommunen.
Was am Vormittag noch abstrakt klang – Transparenz, Diplomatie, Rollenverständnis – bekommt plötzlich Konturen, Gesichter und Geschichten: Jede Stadt bringt ihre eigenen Bruchstellen und Chancen mit, und genau hier, in dieser konzentrierten Werkstattatmosphäre, entsteht das, was unsere Zirkel so besonders macht: konkrete Ideen, die am Ende den Weg zurück in Rathäuser, Ausschüsse und Stadtgesellschaften finden.
Zirkel an Tag 2: CEOs unter sich
Der zweite Tag gehört traditionell den verschiedenen CEO-Zirkeln – ein geschützter, vertraulicher Resonanzraum für Führungskräfte, aufgeteilt in drei Gruppen: „Mittelstädte“, „Stadtmarketing“ und „Standortförderung“.
Die Speaker, sorgfältig auf die jeweiligen Bedürfnisse der drei Gruppen zugeschnitten, bringen Impulse mit, die direkt an den realen Herausforderungen der Teilnehmenden liegen. Hier werden keine Folien heruntergespult, sondern Fragen gestellt, die man nur im vertrauten Kreis stellt. Manche bringen konkrete Fälle mit, andere nutzen die Runde, um Entscheidungen vorzubereiten, die zu Hause längst überfällig sind.
In den CEO-Zirkeln am Tag 2 geht es um transformative Stadtprojekte und das Lernen aus Erfolgen wie aus dem Scheitern, um neue Wege der Finanzierung zwischen Fundraising, Stiftungen und bürgerschaftlichem Engagement, ebenso wie um die großen wirtschaftlichen Trends, die Städte langfristig prägen werden.

„Wie macht ihr das in eurer Stadt?“ – die CEO-Zirkel ermöglichen vertrauliche Gespräche unter Führungskräften
Die Sweet Spots zwischen dem Programm
Es beginnt meist ganz unscheinbar: ein kurzer Halt am Kaffeebuffet, ein zufälliges Nebeneinander auf der Treppe, ein gemeinsamer Blick aus dem Fenster auf den Hafen. Gerade dort, wo niemand einen „Programmpunkt“ vermutet, entstehen die wertvollsten Gespräche. In den Pausen, auf den Wegen zwischen Tagungsraum und Restaurant, beim schnellen Schulterzucken vor der nächsten Session finden sich plötzlich Menschen zusammen, die feststellen, dass ihre Herausforderungen sich erstaunlich ähneln. Die einen tauschen sich über ein vertrautes Dilemma aus, die andere bekommt im Vorübergehen den entscheidenden Hinweis, und ein Stadtmarketingchef entdeckt beim Smalltalk am Stehtisch eine unerwartete neue Perspektive.
Ins Gespräch kommen, Erfahrungen teilen – der Kern unseres Triple-CEO-Zirkels
Spätestens am Abend, wenn die Gruppe mit der Barkasse Tanja über die Elbe schippert – Fischbrötchen in der Hand, die Lichter der Stadt im Wasser – wird klar, warum diese Momente so wichtig sind. Die Stimmung wird leicht, unterschiedliche Arbeitsfelder verschwimmen, und Verbindungen entstehen, die am nächsten Tag die Gespräche tragen. Diese informellen Räume schaffen Vertrauen – und genau daraus entsteht oft der größte Fortschritt. Das spiegeln auch die Feedbacks unserer Teilnehmer:innen:
„Liebe Kolleginnen und Kollegen der Stadtmanufaktur. Das waren zwei ganz intensive Tage des Nach- und Weiterdenkens, des Austauschs auf einem gemeinsamen Weg. Wer selber zahlreiche Kongresse organisiert und geleitet hat, weiß, wie viel Brain dahinter steckt. Es gibt nur wenige Formate, die dazu eine so kluge Mischung aus überraschend neuer Perspektive und sehr persönlicher, kollegialer Beratung in Fragen der eigenen Organisation und des eigenen leaderships zustande bringen. Es ist eben alles mit Herzensklugheit gemacht. Danke euch!“

Konzept, Moderation, Organisation by Isabell Köster und Thorsten Kausch (v. r.). Sie haben Feedback zu unseren Zirkeln? Schreiben Sie uns: isabell.koester@stadtmanufaktur.com
Exklusiver Kreis statt großer Kongress
Die Teilnahme an unseren drei exklusiven Zirkeln bedeutet Zugang zu einem der stärksten deutschsprachigen Netzwerke für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing. Neben hochwertigen Impulsen, direktem Austausch und thematischer Tiefe bieten die Zirkel Vertrauen, Offenheit und echte Resonanz unter Gleichgesinnten.
Unsere drei Zirkel:
- CEO-Zirkel Mittelstädte – für kommunale Entscheider:innen aus Mittelzentren
- CEO-Zirkel Stadtmarketing – für Verantwortliche, die Marken, Innenstädte und Identitäten gestalten
- CEO-Zirkel Standortförderung – für Führungskräfte, die wirtschaftliche Zukunft gestalten
Alle drei Formate bieten einen Ort, an dem CEOs strategisch wachsen, kollegial reflektieren und fachlich weiterdenken können. Interessierte Führungskräfte mit Gestaltungswillen (Amtsleiter bzw. Geschäftsführer aus den Bereichen Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung) können uns jederzeit persönlich ansprechen.
Bild-Credit: Jörg Modrow, Stadtmanufaktur

Isabell Köster
ist Projektmanagerin mit Spezialisierung auf strategische Narrative, Kultur und Urban Philanthropy. Isabell liebt die Alsterschwimmhalle für ihre Bahnen mit Ausblick.


















